Bayerischer Filz...
...Wo Synergie an ihre Grenzen stößt
Filz ist ein nicht gewebtes, textiles Flächengewebe aus schwer trennbarem Fasergut. Verfilzt ein fertiges Gewebe, so spricht man von Walkstoffen. In beiden Fällen ist keine geordnete Faserstruktur zu erkennen. Großer Beliebtheit erfreut sich dieses Gewebe vor allem in Bayern in Form von Trachten und anderen Kleidungsstücken. Seine Analogieform in der Politik ist trotz Transparency international und Antikorruptionsinitiativen nach wie vor beliebt. Das schwer trennbare „Fasergut“ aus Körperschaft, Verband und familiären Banden ist manchmal schwer zuerkennen, sollte aber schon aus politik-hygienischen Gründen immer beim Namen genannt werden, auch wenn der Überbringer der Botschaft kein gern gesehener Gast oder ein Vertreter der Opposition ist.
So geschehen jüngst in Bayern.Im Juni veröffentlichte der Münchner Kollege Dr. Armin Walter, Vorsitzender des zahnärztlichen Berufsverbandes ZZB, eine Verlautbarung, in der er darstellte,dass die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns (KZVB) einen Fortbildungskurs anbot und hierbei Mitgliedern des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ) Sonderkonditionen gewährte.
Diese Veranstaltung wurde von der eazf organisiert und daher von dieser auch regelgerecht beworben und – überraschend – auch von der KZVB. Diese Vorgehensweise stellte in seinen Augen eine nicht hinnehmbare, vermeintliche Bevorzugung von Freiverbandsmitgliedern dar. So weit so gut.
Nach Veröffentlichung der Verlautbarung wurde die Webseite auch unmittelbar geändert und die Bewerbung von der KZVB Seite entfernt.
Auf den Vorfall angesprochen erklärte der 1. Vorsitzende der KZVB, Herr ZA Berger,im Rahmen der Vertreterversammlung, dass es sich um einen „lässlichen“ Fehler gehandelt hätte. Der Kursinteressent wäre bei der Buchung ohnehin auf die direkt verlinkte Webseite des Freien Verbandes weitergeleitet worden und somit wäre doch schnell erkennbar, dass der FVDZ und nicht die KZVB Veranstalter dieses Kurses sei. Hier stellt sich die Frage, wie es sein kann, dass eine FVDZ-Werbung bei der KZVB landet, dort redaktionell irrtümlich auf der Ankündigungsseite eingepflegt wird und dadurch wochenlang ein irreführender Eindruck erweckt wird.
Nun hatte Dr. Walter sicherlich keinen Dank dafür erwartet, hier eine unzulässige Verquickung von Körperschaft und Verbandsarbeit aufgedeckt zu haben, von einer Entschuldigung ganz zu schweigen.Die tatsächliche Reaktion kam aber postwendend in Form einer gerichtlich bestätigten Unterlassungserklärung, die er abgeben musste und in der Folge die Verlautbarung von der ZZB-Webseite nehmen musste.
Angesichts des von der KZVB eingestandenen Fehlers war es selbstverständlich,die Feststellung zu unterlassen, dass Mitglieder des FVDZ von der KZVB bezüglich der Teilnehmerkosten für Fortbildungsveranstaltungen bevorzugt werden. Auch der Sachverhalt, dass es zu undurchsichtigen Kostenverschiebungen zuungunsten der bayerischen Vertragszahnärzte kam, war so nicht zutreffend,weil die eazf als Veranstalter nicht die Kurseinnahmen verbuchte, sondern lediglich die Veranstaltung, unabhängig von Teilnehmergebühren und Einnahmen,organisierte.
Festzuhalten bleibt aber, ein vom FVDZ organisierter Kurs wurde von der Körperschaft KZVB beworben, ohne dies in der geeigneten Weise kenntlich zumachen. Somit wurde der Eindruck erweckt, es handelt sich um eine körperschaftliche Fortbildung. Die Vermutung ist berechtigt, dass ohne den Hinweis durch Herrn Dr. Walter diese Praxis sicherlich auch weiter fortgeführt worden wäre. Dies ist eine Verletzung der Neutralitätspflicht einer öffentlichen Körperschaft und unzulässige Werbung für einen Berufsverband.
Dieser Vorgang reiht sich nahtlos in die Vorkommnisse (Kündigung der Geschäftsräume, Erschwerung der Datenweitergabe, Blockierung der Räume im Zahnärztehaus für unsere Fortbildungsveranstaltungen, Verwirrungen bei der Montagsfortbildung, etc.) ein, die wir als Aktive beim ZBV seit der letzten Amtsübernahme registrieren.
Bedauerlich zu sehen, dass wir angesichts vieler, alle Zahnärzte betreffende Herausforderungen,nicht zu einer gedeihlichen Zusammenarbeit bei den Körperschaften finden. Trotz dieser Widrigkeiten halten wir an einer auf Kooperation ausgerichteten,kollegennahen und dienstleistungsorientierten Politik fest und setzen auf diejenigen, die diese alten Zöpfe endlich abschneiden.
Dr. Dorothea Schmidt
Dr. Eckart Heidenreich